Umbau Scheunen im Burgviertel, Bad Wimpfen
Projekt und Ausführung 2014 - 2016
Tragwerk: Grau.Wurst.Wisotzki.GbR, Bietigheim-Bissingen
HLS: Planungsbüro sanicom, Bruchsal
ELT: Heimo Herbel Elektroplanung GmbH,Neckarsulm
Bauphysik: dieBauingenieure - Bauphysik GmbH, Karlsruhe
In Bad Wimpfen am Neckar ist die größte erhaltene Kaiserpfalz nördlich der Alpen. Im Burgviertel der historischen Marktstadt, direkt gegenüber dem Steinhaus und dem Blauen Turm, dem Wahrzeichen der Stadt auf der historischen Stauferpfalz, prägt der prominente Fachwerkgiebel der Scheune das Stadtbild seit über 500 Jahren. Die einsturzgefährdete Scheune sollte im Zusammenhang mit einem Förderprogramm zur Innenverdichtung samt Anbau aus dem 18. Jahrhundert saniert und zu altersgerechtem Wohnraum umgewandelt werden.
Um die Scheune zu stabilisieren, fügten die Architekten eine Betonskulptur ein, die die Wohnung im Erdgeschoss zoniert und gleichzeitig eine neue Zwischenebene ergänzt. In den ehemaligen Heuaufzug wurde ein Aufzug eingebaut, der das hohe Haus nun barrierefrei erschließt. Die zweite Wohnung im Dachgeschoss erreicht man neben zudem über ein eigenes Treppenhaus. Die gemeinsame Garage sowie Technikräume wurden im Sockelgeschoss untergebracht.
Die Fachwerkkonstruktion wurde unter denkmalpflegerischen Aspekten instandgesetzt und mit einer Holzweichfaserplatte als Innendämmung ausgekleidet. Die Innenwände sind mit naturbelassenem Kalkdeckputz auf Lehmgrundputz behandelt, der Bodenbelag besteht aus einem dunkel eingefärbten, mineralischen fugenlosen Bodenbelag. Die grob geschalte, rot eingefärbte Betonskulptur, setzt sich auf der einen Seite deutlich als zeitgemässer Eingriff von der bestehenden Bausubstanz ab, schafft durch seine Haptik jedoch klare Bezüge zu der groben Holzstruktur der 500 Jahre alten Eichenbalken. Die Fassade wurde stellenweise mit großen Öffnungen aufgebrochen, die an den ursprünglichen Charakter des ehemaligen Ökonomiegebäudes anknüpfen und zugleich für ausreichend Licht und Ausblick im Inneren sorgen. Große Holzschiebeläden wie Scheunentore mit drehbaren Lamellen filtern und schützen vor zu viel Einblick. Das Holz des Fachwerks ist unbehandelt, die Ausfachungen sind im historischen Sinn mit einem naturbelassenen Kalkputz versehen. Der mit Biberschwanz-Ziegeln gedeckte Dachstuhl erhielt neue Bandgauben. Ihre Form knüpft an das Erscheinungsbild von Lüftungsgauben historischer Scheunen an und bietet der Wohnung im Dachgeschoss Licht und einen weiten Blick ins Neckartal.
Eine besondere Herausforderung stellte das Untergeschoss dar, welches grösstenteils nach der denkmalgerechten Instandsetzung des Fachwerks und des Dachstuhls unter der bestehenden Konstruktion ausgehoben und auf festen Grund unterfangen wurde. Dies wurde unteranderem deshalb gewünscht, um die örtliche Stellplatzverordnung einzuhalten und zwei PKW-Stellplätze zu realisieren.